Genetische Textkritik
Untersuchung von Beethovens ArbeitsweisenGenetische Textkritik
Ziel der genetischen Textkritik ist eine Rekonstruktion von Beethovens Schaffensprozess durch die Erfassung der in den Quellen zu beobachtenden Textbewegungen.
Kurze Einführung in Beethovens Werkstatt, 2020.
Durch die Verknüpfung zweier neuer, wechselseitig aufeinander bezogener Forschungsansätze – der Genetischen Textkritik und der Digitalen Edition – soll die hochkomplexe Dynamik kompositorischer Prozesse im Œuvre Beethovens, für deren Untersuchung eine reiche Quellenüberlieferung ideale Voraussetzungen bietet, erforscht, dokumentiert und in exemplarischen digitalen Editionen wiedergegeben werden. Die genetische Textkritik widmet sich kompositorischen Schreibprozessen, die sowohl in einzelnen Autographen als auch in der Abfolge aufeinander beziehbarer Werkstattmanuskripte (Skizzen, Arbeitsmanuskripte, Korrekturverzeichnisse etc.) zu beobachten und näherungsweise zu rekonstruieren sind. Schreibprozesse geben Aufschluss über Beethovens kompositorisches Denken, Handeln und Entscheiden. Quellendokumente und textgenetisch erarbeitete Ergebnisse sollen digital präsentiert werden. Die zu erwartenden Erkenntnisse sind für die Beurteilung der gesamten, sich wesentlich auf Beethoven berufenden Kompositionsgeschichte und Ästhetik des 19. und 20. Jahrhunderts von Bedeutung.
Das Projekt, das mit den beiden Forschungsansätzen zwei spezialisierte Institutionen in einer engen Kooperation verbindet, versteht sich als Beitrag zur musikwissenschaftlichen Grundlagenforschung und ist zugleich darauf ausgerichtet, Konzepte und Lösungen im Bereich der Digital Humanities an der Schnittstelle von Musikwissenschaft und Angewandter Informatik zu entwickeln.