Modul 3: Auf der Suche nach dem Werktext: Originalausgaben, variante Drucke und Beethovens Revisionsdokumente

Das zwei Jahre (2020–22) umfassende 3. Modul betrachtet das Varianten- und Korrekturphänomen aus der Perspektive einer späten kompositorischen Arbeitsphase: dem Übergang zwischen Handschrift und Druck, sowie nach der Drucklegung. Im Mittelpunkt dieser Arbeitsphase stehen Beethovens Revisionsdokumente, durch die der Komponist seine Änderungswünsche vermittelt bzw. festhält. 
Solche Revisionsdokumente sind Bestandteil eines komplexen Quellennetzwerks, das aus unterschiedlichen Dokumenten und Texten besteht. Beethoven hat seine Änderungen in Briefen, in eigens angefertigten Revisionsverzeichnissen, in seinen Skizzenbüchern und in Notendrucken (Revisionsexemplaren) selbst festgehalten.

Trotz dieser Quellenvielfalt besitzen Revisionsdokumente eine hohe schematische, stabile Struktur, die die Kommunikation sicherstellen soll. Ziel des 3. Moduls ist es, die strukturellen Merkmale und die Funktionsweise von Revisionsdokumenten zu erforschen und digital zu vermitteln. Es werden sieben Fallbeispiele untersucht, die exemplarisch unterschiedliche Arten von Revisionsprozessen und Revisionsdokumenten aufzeigen: 5. Klavierkonzert Es-Dur op. 73, Streichquintett c-Moll op. 104, Klaviersonate B-Dur op. 106, Klaviersonate E-Dur op. 109, Diabelli-Variationen op. 120, Streichquartett Es-Dur op. 127, Irische Lieder WoO 152. 
In der für dieses Modul entwickelten Anwendung (VideApp_rev) kann man die von Beethoven angemahnten, „monierten“ Textstellen vor und nach der Revision nachvollziehen, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, was der Auslöser einer Revision war, wie sie von Beethoven notiert wurde und ob sie tatsächlich in der gewünschten Weise vom Verlag umgesetzt worden ist.
Die VideApp_rev enthält alle im 3. Modul untersuchten Fallbeispiele. Dabei wird zwischen dynamisch (Op. 73 und Op. 120) und statisch präsentierten Beispielen (Op. 104 und Op. 109) unterschieden. Genuin digital erarbeitet wurden die beiden dynamischen Beispiele, bei denen alle Perspektiven (Schreibtisch-Ansicht, Komparative Ansicht und Listenansicht) und Darstellungen adhoc aus einer Codierung heraus generiert werden. Bei den statischen Beispielen fällt die Schreibtisch-Ansicht weg und die Komparative Ansicht wird über ein PDF zugänglich gemacht. Die Monita können aus der Listenansicht der VideApp_rev heraus im PDF geöffnet werden. Mit einem Klick auf „Details“ in der Listenansicht wird die entsprechende Seite des PDFs geöffnet.

Während der Arbeit an diesem Modul entstand am Zentrum Musik – Edition – Medien der Universität Paderborn in enger Absprache mit Beethovens Werkstatt das von Anastasia Wawilow entwickelte Werkzeug CollAna zum Druckplattenvergleich, das insbesondere für die Arbeit an Op. 73 eingesetzt werden konnte.

Publikationen in Modul 3

Digitale Fallstudien/Software

Texte