Kohärenz

Die inhaltliche oder formale Beziehung zwischen zwei oder mehreren Varianten wird als Kohärenz bezeichnet, wenn diese Varianten derselben Phase eines Schreibprozesses angehören oder in einem erkennbaren kausalen Zusammenhang stehen. Man kann demnach zwei Typen kohärenter Varianten unterscheiden. Jene des ersten Typs, die auf einer gleichen mikrochronologischen Ebene liegen, sind meistens anhand gewisser metatextlicher Elemente (z. B. aufgrund eines gleichen Schreibmittels) zu identifizieren. Kohärente Varianten des zweiten Typs treten in eng verbundenen Textstellen auf, wobei die Beziehung auf einer formalen bzw. melodischen, rhythmischen oder harmonischen Ebene erkennbar ist. Derartige „Parallelstellen“ werden in Werkeditionen oft angepasst, so dass eine Variantenkohärenz editorisch hergestellt oder bekräftigt wird; andererseits kann die Veränderung einer Stimme harmonische Konsequenzen im polyphonen Kontext haben, so dass auch die anderen Stimmen angepasst werden müssen (in diesem Fall ergibt sich eine vertikale Kohärenz).

Kohärenz-Phänomene, die innerhalb einer Interventionsphase auftreten, geben Auskunft über die systemische Konzeption des Textes und können einige innere Konstanten der kompositorischen Logik erhellen.

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