Stand-off Markup

In der Auszeichnungssprache XML gibt es verschiedene Möglichkeiten etwas zu codieren. Eine davon ist das sogenannte stand-off Markup. Dies bedeutet, dass innerhalb einer Datei etwas an anderer Stelle näher spezifiziert wird, als es tatsächlich codiert ist. Das Gegenteil dazu ist das inline-Markup, wo ein codiertes Element direkt an derselben Stelle beschrieben wird.

Grundsätzlich wird stand-off Markup genutzt, um von außen zusätzliche Informationen an ein bestehendes Element anzufügen. In gewisser Hinsicht kann eine traditionelle Fußnote als „stand-off“ betrachtet werden: Zu einer bestimmten Stelle des Textes werden weiterführende Informationen angeboten. Ob diese als Fuß- oder Endnote ausgeführt werden, ist für ihre Aussage unerheblich. Der Grund, diese Informationen als Fußnoten zu präsentieren, ist meist deren geringere inhaltliche Bedeutung für die Argumentation – sie würden den roten Faden des eigentlichen Textes verwässern. Die Informationen des stand-off Markups sprengen die momentan vorhandene Struktur einer XML-Datei oder sie passen nicht in deren baumartige Hierarchie, da sie zwei unterschiedlichen Ebenen dieser Strukturen zuzuordnen sind (vgl. hierzu das viel diskutierte XML-Problem der „Overlapping Hierarchies“). Die im stand-off Markup (oft in einer eigenen Datei oder an anderer Stelle der Hauptdatei) festgehaltenen Inhalte verweisen dann auf bereits vorher vorhandene Elemente, die mit Identifikationsnummern versehen werden müssen, damit auf sie eindeutig referenziert werden kann.

Stand-off Markup wird in MEI beispielsweise zur Codierung von Dynamik, Artikulation oder Ornamentation angeboten und genutzt. Dem bestehenden Grundtext werden dabei zusätzliche Informationen beigefügt, welche die hierarchischen Grenzen von Takten, Systemen und/oder Stimmen überschreiten (können). Ein Bogen kann in einem Takt beginnen und in einem anderen enden. Damit kann er im XML-Baum nicht als Elternelement der unter dem Bogen stehenden Noten genutzt werden, da hier ggf. ein Taktwechsel zu nicht wohlgeformten Dateien führen würde.
Die Verortung der stand-off-Elemente geschieht u. a. mithilfe von xml:id’s bzw. durch das Referenzieren darauf. Zwei Noten sind z. B. mit einem Bogen verbunden, welcher aber nicht als Attribut an der Note direkt codiert werden soll. An (fast) beliebiger Stelle im MEI-Dokument kann ein Bogen-Element eingefügt werden und auf die xml:id’s der entsprechenden Noten referenzieren, sodass der Bogen durch die Angabe von Start- und Endnote eindeutig bezeichnet und als eigenständiges Element noch detaillierter beschrieben werden kann.
Das folgende Beispiel zeigt eine solche Bogen-Codierung:

...
<measure>
...
 <staff n="7">
  <layer n="1">
   <note xml:id="d1e868" pname="c" oct="5" dur="4" stem.dir="down"/>
   <note xml:id="d1e884" pname="c" oct="5" dur="4" stem.dir="down"/>
   <note xml:id="d1e902" pname="d" oct="5" dur="4" stem.dir="down"/>
   <note xml:id="d1e916" pname="e" oct="5" dur="4" stem.dir="down"/>
  </layer>
 </staff>
...
<slur tstamp="2" dur="0m+4" curvedir="above" startid="#d1e884" endid="#d1e916" 
staff="7"/>
...
</measure>
...

 

MH, JK
Version 1.0.3