Schnittkanten

Schnittkanten (bzw. Abrisskanten) befinden sich an den äußeren Rändern der Blätter eines Skizzenbuches. Sie entstanden beim Aufteilen der Papierbögen in einzelne Blätter oder beim Heraustrennen einzelner Blätter aus dem bereits gebundenen Buch. Im Handel waren sowohl ungefalzte Planobögen (Atlas-, Doppelfolio- oder Großfolioformat) als auch einmal horizontal gefaltete Bögen (Folioformat/2°) erhältlich, die dann auf das gewünschte Format gebracht werden konnten. Ein Bogen im Folioformat ergab zwei Blätter, die wiederum vertikal gefaltet und am horizontalen Falz getrennt werden konnten, um vier Blätter im Quartformat (4°) zu erhalten. Eine oder mehrere Wiederholungen dieses Vorgangs ergaben acht Blätter im Oktavformat (8°), zwölf Blätter im Duodezformat (12°), sechzehn Blätter im Sedezformat (16°) usw. Wurden diese wiederum zu Doppelblättern gefaltet, ergab sich eine entsprechend höhere Anzahl an Seiten.

Abb. 1: Papierformate

Abb. 2: Faltung von Bögen für die Herstellung von Doppelblättern (Johnson 1985, S. 47)

Diese Trennung der Papierbögen hat zur Folge, dass sich auch Wasserzeichen und Gegenmarke über die einzelnen Blätter verteilen und die Kettlinien je nach Format waagerecht oder senkrecht verlaufen. Die daraus resultierenden herstellungstechnisch bedingten Merkmale der einzelnen Blätter liefern neben der Suche nach komplementären Schnittkanten weitere Hinweise für eine Rekonstruktion der Bögen und damit der Lagenstruktur eines Buchs. Eine solche Rekonstruktion macht es möglich, im Falle einer getrennten Überlieferung, herausgetrennte und an anderer Stelle überlieferte Skizzenblätter oder Blattteile einem Skizzenbuch zuzuordnen. Dies ist für das „Notirungsbuch K“ aufgrund seiner Überlieferungssituation von großer Bedeutung (s. Rekonstruktion von Skizzenbüchern).

LR
Version 1.0.0


  • Boghardt, Martin: Begriffe aus der analytischen Druckforschung, in: Editorische Begrifflichkeit. Überlegungen und Materialien zu einem „Wörterbuch der Editionsphilologie“ (= Beihefte zu editio 36), hg. von Gunter Martens, Berlin/Boston 2013, S. 163–192, hier: S. 182f.
  • Johnson, Douglas, Alan Tyson, Robert Winter: The Beethoven Sketchbooks. History, Reconstruction, Inventory, hg. von Douglas Johnson, Oxford 1985, S. 58f.